Mit dem Regen gestern waren die Temperaturen, jenseits der 30 Grad Marke, heute auf erträgliche 27°C gesunken. Für uns natürlich ein Grund, dieses wanderliche Temperaturschema zu nutzen und uns die „Böcke anzuschnüren“.
Als Ziel hatten wir, wie zuletzt, abermals Fürstenfeld auserkoren. Diesmal dem Umstand geschuldet, da wir sowieso im Baumarkt zu tun hatten. Also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, einkaufen und mit einer weiteren Wanderung das schöne Städtchen erkunden.
Nachdem wir unseren Termin erledigt hatten – und es auch bereits nach 18 Uhr war – beschlossen wir, die heutige Runde vom Hauptplatz aus zu starten. Um diese Zeit war sowohl die Kurzparkzone bereits aufgehoben und es waren jetzt, nach Geschäftsschluss, genügend Parkplätze frei.
Auto also direkt am Hauptplatz geparkt und los ging unsere Tour. Die auserwählte Route führte uns zunächst nach Westen. Vorbei an der Augustinerkirche, die am Ende einer Gasse thronte. Einen speziellen Besuch hatten wir heute nicht geplant, also schnell ein paar Fotos, vom Gasseneingang aus, geschossen. Gefällt uns. Die werden wir sicher irgendwann noch näher erkunden.
Die Bismarckstraße entlang schreiten wir nun durch das Ungartor hindurch. Ein ziemlich altes Gebäude, in dem auch die Stadtverwaltung ihren Sitz hat. Salopp gesagt wandern wir also quasi grad unter dem Rathaus durch. Klingt ungewöhnlich, ist aber nicht weiter schlimm. Im Gegenteil: Hier kann man, beim „unterqueren“, die wunderschönen Spitzbögen an der Decke betrachten. Sehr gut erhalten, bzw. gepflegt. Als ob sie erst gestern gebaut wurden. Dabei sind sie sicher schon um die 500 Jahre alt.
Gleich nach dem Ungartor entdecken wir zu unserer Linken einen schönen öffentlichen Park. Vom Niveau her etwas, so um die 10 Meter, tiefer gelegen. Mit einem Teich im Zentrum. Und viel Grün rundherum. Sieht bezaubernd aus. Eine Oase mitten in der Stadt.
Dabei muss man aber an dieser Stelle auch erwähnen, das Fürstenfeld grundsätzlich so etwas wie eine „grüne“ Stadt ist. Wirklich dicht bebaut ist definitiv nur der Stadtkern. Ansonsten findet man hier immer wieder viele Bäume und Grünflächen. Hier wird die Steiermark ihrem Ruf als „grüne Mark“ definitiv gerecht.
Eigentlich könnten wir hier nun auch durch den Park wandern und am anderen Ende unsere Route fortsetzen. Zumindest der Routenführung nach, die dort weiter geht. Aber wir wollen hier heute noch eine Schleife einbauen und uns eine Kapelle ansehen, die etwas zwischen Häusern versteckt, ein wenig weiter vorne liegt.
Also halten wir uns hier an der Straßenführung und spazieren diese weiter entlang bis zur Josefigasse. Hier nun links rein. Die gleichnamige Kapelle taucht auch bald zwischen zwei Häusern auf. Allerdings wissen wir jetzt nicht: Dürfen wir hier rein? Am Anfang des Weges ist ein Schild angebracht: „Privatgrund“.
Hm. Ich überlege und kombiniere. Der Privatgrund in allen rechtlichen Ehren, aber wie soll man sonst zur Kapelle gelangen? Lange Rede, kurzer Sinn, wir spazieren den Weg hinein. Im Hof stoßen wir auf zwei Bewohner, die gerade auf ihrer ebenerdigen Terrasse den Feierabend genießen.
Mit einem freundlichen „Hallo“, begrüßen wir die beiden erstmal.
„Entschuldigen sie die Störung, aber dürfne wir hier durchwandern? Weiter vorne ist ja ein Schild angebracht, auf dem Privatgrund steht?!“, erkundigen wir uns.
„Nun, wie wollt ihr sonst zur Kapelle gelangen?!“, antwortet der Mann schmunzelnd.
Das leuchtet uns ein. Und entledigt aller weiteren Fragen.
„Da haben sie recht. Vielen Dank!“, bedanke ich mich. Er weist uns auch gleich einen weiterfolgenden Weg aus dem Wohnkomplex raus, wo wir wieder auf unsere Route stoßen würden. Perfekt. Ich bedanke mich nochmals. Und schon marschieren wir die Stufen zur „Josefikapelle“ rauf.
Und betreten ein altes, ehrwürdiges kirchliches Gebäude. Manuela gibt sogleich ihre Kopfbedeckung ab. Wie es sich gehört. Und weist mich darauf hin, dass ich meine Kappe noch trage. „Also ich denke, dieser Frevel wird mir verziehen.“, entgegne ich, stur beim Tragen Kopfbedeckung bleibend. Weiss ja auch nicht wohin damit, schließlich brauche ich meine Hände für die Fotos.
Eine einfache, aber schöne Kapelle. Erbaut um 1694. So informiert uns das Schild beim Eingang. Gestiftet von einem Stadtrichter. Da sieht man wieder mal, wie eng früher Klerus und Justiz miteinander verflochten waren. Undenkbar in heutigen Zeiten. Heute nehmen wir in Anspruch „aufgeklärt“ zu sein. Sind wir das? Eine interessante Frage, deren Klärung vermutlich einer Diskussionsrunde bedingt. Aber nicht jetzt.
Ein paar Bankreihen. An den Wänden ein paar Holzschnitzereien. Und hinter dem schlichten Altar drei Kreuze an der Wand. Unspektakulär, einfach, aber schön. Und vor allem angenehm kühl. Das ist meine Wahrnehmung des Gebäudes.
Und beim Umdrehen entdecke ich auch einen innenliegenden Balkon über dem Eingang. Mit einer Leiter oben, die sichtlich auf das Dach führt?! Oder um beim Kirchlichen zu bleiben: „In den Himmel?“ Mein Humor eben. Aber um das auch genau zu titulieren, es dürfte sich beim „Balkon“ um eine „Chorempore“ handeln!? Habs gerade versucht beim Schreiben zu googeln. Hab ich auch noch nie gehört, aber scheint so zu sein. Für meine Unwissenheit ist es schlicht und einfach ein Balkon.
Bei Verlassen der Kirche ziehe ich zumindest kurz meine Kappe und bedanke mich mit Kopfnicken in Richtung Kreuz, dafür das ich Gebäude ansehen durfte. Manuela nickt mir wohlwollend zu. Hab ich die „klerikalisch-anstandsmässige“ Kurve also nochmal gekratzt.
Wir verlassen das Kapellen-Areal und wandern, wie vorher vom netten Bewohner beschrieben, Richtung Norden weiter. Durch die adrette Parkanlage einer Wohnsiedlung hindurch. Auf die Straße hinaus. Hier halten wir uns nun links und sind gleich beim oberen Ende, des zuvor erwähnten städtischen Parks (mit Teich), angelangt.
Nun sind wir wieder „in der Spur“ und marschieren den Dreikreuzweg hinauf. Jetzt geht es ans Eingemachte. Die nächsten, etwa 400 Meter, werden uns Aufschluss darüber bringen, inwieweit die nun folgende Steigung Manuela Probleme bereitet. Der Anstieg beginnt langsam und unmerklich, um dann abrupt sein wahres Gesicht zu zeigen. Ja, die ist ansprechend.
Aber es geht für Manuela. Wir spazieren hier zwar wesentlich langsamer, aber stetig hinauf. Hin und wieder eine kleine Verschnaufpause einlegend. Aber es geht. Von Vorteil ist jetzt sicher auch der Schatten. Ob der Uhrzeit, um 19 Uhr herum, steht die Sonne bereits ziemlich tief hinter den Häusern. Und die Temperaturen sind jetzt gerade auch wirklich angenehm. Perfektes Wanderklima.
Eine der positiven Nebenwirkungen des Aufstiegs am Dreikreuzberg hinauf ist auch das Panorama, das sich mit jedem Schritt mehr, hinter uns auszubreiten beginnt. Und natürlich muss dieser Umstand in den Verschnaufpausen für etliche Fotos genutzt werden. „Jo mei, i knips halt gern“.
Und bald darauf ist es auch geschafft. Wir sind „oben“. Am Gipfel unserer heutigen Runde. Beim „Schwammerl“. So benennen zumindest die Einheimischen das hier erbaute Konstrukt. Ein erhöhtes Bauwerk mit einer Sitzgelegenheit. Ein Keramikschild informiert uns darüber das es 1959 erbaut wurde. Als Dank an einen „Viktor Germab“ für gutes Bauen. So zumindest die Inschrift.
Das wird aber, in früheren Jahren, auch eine Aussichtsplattform gewesen sein. Zumindest deutet die Bauweise darauf hin. Allerdings ist heute aber von irgendeiner Art Aussicht keine Spur mehr übrig. Egal, in welche Richtung man sieht: Bäume und Sträucher. Einzig ein relativ junger Abschnitt von Akazienbüschen, auf der Hangkuppe, am gegenüberliegenden Ende der Straße stehend (bzw. gewachsen), lässt die Schlussfolgerung zu, dass in diese Richtung vermutlich einmal eine schöne Aussicht vorhanden war. Ob des dahinter liegenden Panoramas.
Sei es, wie es sei. Wir haben ein weiteres „Denkmal“ erkundet. Und spazieren nach einer kurzen Verschnaufpause auch schon weiter. Gleich schräg gegenüber liegt ja der Dreikreuzberg, mit seinen – „Nomen est Omen“ – drei Kreuzen. Dort wollen wir unsere eigentliche Pause einlegen. Und dort auch mit Aussicht.
Aber zuvor queren wir noch die „Schlossgasse“. Das mag was heißen oder? Und beim genaueren Hinsehen entdecken wir es auch. Oder zumindest Teile davon. Die Dächer des Schlosses „Welsdorf“. In weiterer Ferne. Auch das werden wir noch erkunden. Irgendwann.
Jetzt sind wir aber am Dreikreuzberg angelangt und stehen vor den drei Kreuzen. Einerseits wirken diese, ob der Erhebung, Anordnung und Ausrichtung irgendwie wie „Golgahtha“ aus der biblischen Erzählung. Aber der Charakter der „Rundherums“ schwächt die dominant, sakrale Wirkung, durchaus stimmig, ab. Mit dem Ergebnis, dass hier ein wirklich schöner Ort der Ruhe und der Entspannung für die Seele entstanden ist. Unabhängig vom Klerus und der Natur zu verdanken.
Unter diesem schmucken Platz breitet sich Fürstenfeld aus und bietet dabei ein wirklich schönes Panorama. Hier bleiben wir jetzt für eine Weile und genießen die Aussicht. Diverse Sitzgelegenheiten, in Form von Bänken, Tisch-Bank Kombinationen und sogar hölzernen, gefederten, geschwungenen „Sofas“, laden allesamt dazu ein, hier zu verweilen.
Exakt das machen wir jetzt auch: Den Moment leben. Aussicht, Stimmung, das Jetzt einfach in uns aufsaugend. Mit einer gehörigen Portion Genuss und Entspanntheit. So soll es sein. Und auch ein grosses hölzernes Herz ist hier installiert. In das man sich sogar reinlegen kann.
Man sieht, das Stadtmarketing hat hier durchaus nette Ideen. Gefällt uns. Teils richtig mächtige Eichen runden das Bild hier stimmig ab und spenden, an sonnigen Tagen hier sicher richtig viel Schatten. Der ja jetzt bei uns bereits ständiger Begleiter ist, ob der Uhrzeit.
Diese ist auch ein wenig später maßgeblich an unserem Aufbruch beteiligt. Wir wollten ja nach der Tour noch einen Kaffee genießen am Hauptplatz in Fürstenfeld. Also, Ende der Pause und auf gehts. Den zweiten Teil der Route in Angriff nehmen.
Aus der Parkanlage am Dreikreuzberg hinaus, halten wir uns an der Gerichtsbergenstraße links und wandern, dem Straßenverlauf folgend, auf unserer Route weiter. Der zweite Teil ist der angenehmere der beiden Hälften. Hier geht es fortan nur mehr bergab, bis zu unserem Ziel, dem Hauptplatz in Fürstenfeld.
Vorbei an linksseitig liegenden Apfelplantagen und rechtsseitig mal alten, mal neuen Häusern spazieren wir gut gelaunt dahin und sind sogar zu Scherzen aufgelegt. Heute ist ein guter Tag.
„Langsamer gehen!“, weist mich Manuela an.
„Why?“, antworte ich.
„Da vorne steht ein Radar …“
Schnellen Schrittes sind wir auch bald an der Kreuzung angelangt, an der wir nun scharf links hinunter müssen. Wir verabschieden uns in Gedanken vom Ortsteil „gerichtsbergen“ und tauchen ein in die ruhigen, grünen Gassen der Stadt, abseits vom Zentrum.
Eine Walkerin, die bereits einmal unseren Weg gekreuzt hatte (wie passend, am Dreikreuzberg) begegnet uns zum zweiten Mal.
„Lange nicht mehr gesehen“, grüße ich.
„Aber gleich erkannt“, kommt lachend als Antwort.
Die Steirer sind ein freundliches Volk. So viel steht fest.
Bald marschieren wir an der Jugendherberge vorbei und an der daneben installierten Teichanlage. Leider hinter Zaun. Also wieder Privatbesitz. Aber schön anzusehen. Eine Art stilles Biotop mit Seerosen und teils Schilfgürtel ringsum. Und dahinter das Heim im „Lost Places“ Charakter. An der Beschriftung fehlen zwei Lettern.
Aber wie es scheint, durchaus absichtlich. Ein findiger Mensch hat hier offensichtlich die harten Worte „Jugendheim Belvedere“ schlicht auf „Jugend im Belvedere“ geändert. Einfach das „H und E“ entfernt und schon hört es sich wesentlich sanfter, jugendlicher und zeitgemässer an. Ja, das Wort „Heim“ klingt hart. Gute Idee.
An der nächsten Kreuzung sehen wir links, ein wenig die Gasse hinauf, die Schule, wo Manuela, auf unserer zuletzt gegangenen Tour, gerastet hat. Die alte ehrwürdige Realschule. Und wandern kurze Zeit später auch an der neuen Mittelschule vorbei. Scheint der „Schulbezirk“ zu sein.
Gleich nach dieser Schule erhebt sich vor uns die alte Stadt- bzw. Festungsmauer. Oder zumindest Teile davon, die noch übrig sind. Imposant und riesig. Wenn man sich vorstellt, dass diese Mauer die Festung früher vollumfänglich umrandet hat. Was muss das für ein mächtiges Bild geboten haben. Vor allem für Eventuelle, der Anlage gegenüber feindlich eingestellte Genossen. Also ich hätte es mir zweimal überlegt …
Ein paar Minuten weiter, beim Schnitzelcorner (nein, heute gibt es kein Schnitzel) biegen wir links ab und halten uns Richtung Zentrum. Vorbei an begrünten Straßenrändern und schönen Brunnen spazieren wir nun gemächlich dahin und schenken den Gebäuden ringsum vermehrte Aufmerksamkeit.
Historische, nach wie vor genutzte, Bauten reihen sich hier nahtlos an stylische, moderne Gebäude. Eine schöne Mischung und ein architektonisches Beispiel dafür wie alt und jung durchaus nebeneinander koexistieren können. Was wir dabei auch feststellen: Fürstenfeld wurde von uns unterschätzt. Ein wirklich schönes, bezauberndes Städtchen. Und wird, das verstehen wir jetzt, auch nicht umsonst, die „Thermenhauptstadt“ genannt.
Mit diesen Gedanken erreichen wir den Hauptplatz und unser Auto. Wir sind am Ende unserer heutigen „Reise“ angelangt. Und es geht uns beiden gut. Wir sind gut drauf und lassen uns die Stimmung auch nicht davon vermiesen, dass jetzt die Cafés am Hauptplatz geschlossen haben. Auf unserem Heimweg wird sich eine andere Möglichkeit ergeben. Und das tat es dann auch. Aber das ist eine andere Geschichte. Schön war`s.






































































