Heatmapping war heute angesagt bei mir. Und stand tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes auf meiner Agenda. Heatmapping – bei 36°C. Diese Höchsttemperatur war für heute angekündigt. Und damit wollte ich es heute erstmals bewusst aufnehmen. Mein Hang zum „Kamikaze“ eben.
Meine, bzw. auch unsere, Touren wurden ja zuletzt auch bei Temperaturen, teils jenseits der 30°C Marke absolviert. Aber immer mit einem halbherzigen „mit dem haben wir ja nicht gerechnet“ dabei. Was ich dabei bemerkt hatte, war, dass sich mein Körper anscheinend an die Temperatur gewöhnen kann.
TOURDATEN
Distanz: 5,5 km | Höhenmeter: 102 hm
Schwierigkeit: Mittel
Original-Track: 5,5 km | 128 hm
TIPPS: Trinkflasche nicht vergessen. Rasten mit toller Aussicht beim Pavillon in Kleinmürbisch.
Beziehungsweise machte es definitiv einen Unterschied, mit welcher Einstellung ich zur jeweiligen Tour aufbrach. Während die Temperaturen gefühlt schlimmer wurden, wenn ich mit Gedanken a la „es ist so heiss und mühsam, unerträglich“ im Kopf, wanderte, so wurden die Temperaturen sogleich erträglich, wenn ich meine Gedanken auf ein „Das schaffe ich! Andere machen das auch!“, fokussierte.
Temperatursteuerung per Gedanken?
Funktioniert. Subjektiv zumindest.
Ob das nun nur meine Einbildung war, oder diese konträre Einstellung tatsächlich physische Auswirkungen hatten, genau das wollte ich heute im Selbsttest herausfinden. Bei meiner Inzenhof-Glockenberg-Tour.

Mit abgesteckten 5,1 Kilometern Länge bei guten 100 Höhenmetern, war die Tour nicht zu lange, führte durch 2 Ortschaften, hatte Rastmöglichkeiten und einen Trinkbrunnen auf halber Strecke. Und konnte auch mehrmals abgekürzt werden. Quasi mein Notfalls-Backup zum Selbstversuch.
Start dieser Rundwanderung ist, wie zuletzt ein paar Mal, neben der Kirche in Inzenhof. Hier fehlte mir noch die Verbindung zu einer anderen Tour am Glockenberg rauf. Mit dieser Wanderung wurde also meinerseits auch eine Lücke auf der Heatmap geschlossen. Wieder ein Stück nähe zu meinem Ziel: Bezirk Güssing durchwandern.
Zunächst führt meine Strecke nach Westen, die Hauptstraße in Inzenhof entlang, an der Feuerwehr und am Kindergarten vorbei. Aber nicht allzu weit. Heute biege ich bald rechts hinein in eine kleine Seitengasse ab. Diese sollte mich, in weiterer Folge, auf einem Feldweg zum Glockenberg führen.

Und hier geht es dann gleich zur Sache. Bald nach dem Abbiegen steigt der Weg hier merklich an. Die, an dieser Stelle enge Gasse, führt geschwungen zu einer Quergasse hinauf, wo eine Wohnsiedlung errichtet wurde. Hier halte ich mich, meiner Route am Handy folgend, rechts.
Ein Pärchen mit Kinderwagen kommt mir entgegen und wir grüßen uns freundlich. Na schau, bin ich nicht der einzige Wahnsinnige, der bei dieser Hitze, aktuell 34,5°C, unterwegs ist. Da wird offensichtlich ein neuer Erdenbürger schon auf die zu erwartenden wärmeren Sommer vorbereitet?!
Mein Handy sagt mir „Hier nun links hinauf“. Und ich folge anstandslos. Die „Master Class“ liegt vor mir. Ein langer gerader Feldweg, stetig ansteigend. Das sollte sich jetzt, abgesehen von ein paar vernachlässigbaren „Schlenkern“ nicht ändern. Geradeaus und mit insgesamt 85 Höhenmetern bis zur Kirche am Glockenberg.

Und jetzt beginne ich, trotz „positiven Motivationsdenken“ die Hitze so richtig zu spüren. Unbarmherzig knallt die Sonne auf mein Haupt und meine Kappe bildet nur mehr provisorischen Schutz. Aber auch daran hatte ich bei der Planung gedacht. Ab etwa Kilometer 0,6 kommt ein schattiges, kühleres Waldstück, das ich dann auch bald erreicht habe.
Hier, am Waldrand im Schatten, mache ich kurz mal eine Verschnaufpause. Die Hitze ist jetzt gerade nicht das Hauptproblem. Eher der Anstieg. Aber vermutlich eine Mischung aus beidem. Ich notiere mir geistig: Hitze und gleichzeitiger Anstieg, nicht so gut. Aber danach, im Wald weiter marschierend, ist dies dann kein Problem.
Schön ist diese Strecke ja. Bereits vorher hatte ich ein tolles Panorama über Inzenhof gehabt, bei meiner Verschnaufpause am Waldrand. Und jetzt spaziere ich durch eine Art Allee, den Berg hinauf. Angenehm kühl und es riecht gut. Ein lauer Wind weht den unverwechselbaren Geruch des Waldes direkt in meine Nase.

Kurze Zeit später, wieder aus dem Wald heraußen, kommt Panorama 2.0. Herrlich. Nach links und rechts. Tolle Weitsicht, soweit das Auge oder der Horizont reicht. Die beiden Täler zu meinen Seiten werden ausführlich fotografiert und optisch bewundert. Gefällt mir. So kann es bleiben.
Und vor mir kann ich bereits die Häuser des nächsten Ortes sehen und über den Dächern auch schon die Kirchturmspitze. „Das geht ja heute flott“, bin ich nun richtig motiviert. Auch hat die Steigung hier ein wenig an „Kraft“ verloren und die Route ist etwas ebener. Die leichte, verbliebene Steigung fällt da nicht mehr so ins Gewicht. Bzw. in meine Wampe, die ja nach wie vor verschwinden muss.
In den Ort „Kleinmürbisch“ hinein wandernd steigt die, nun wieder asphaltierte Straße, wieder etwas an. Aber nur kurz. An ein paar Häusern vorbei und dann bin ich auch schon oben. Am Berg. Am Glockenberg. Bei der Kirche. Und was macht man da? Richtig! Pause! Und natürlich ein paar Fotos. Mit diesen Gedanken breite ich meinen Allerwertesten auf der schattigen Bank bei der Kirche aus.

Meine Uhr zeigt eine Gesamtzeit von 30 Minuten bis jetzt. Ich bin zufrieden. Und verschwitzt. Aber guter Dinge. Weder müde noch ist irgendeine Form von Hitzschlag erkennbar. Ich fühle mich gut. Was mit Sicherheit auch an dem dreiviertel Liter Wasser liegt denn ich bis jetzt, auf den ersten 1,8 Kilometern, getrunken habe.
Nach etwa 10 Minuten Sitzen und der unvermeidlichen Zigarette (ja, ja, irgendwann gewöhn ich es mir ab) bin ich wieder bereit für neue Schandtaten. Weiter geht’s.
Pause. Trinken. Rauchen.
Darf sein. Muß sein. Muß nicht sein.
Aber nicht weit. Bereits ein paar Metern, nach der Kirche, liegt der kleine, schöne Pavillon. Hier waren wir bereits bei einer gemeinsamen Tour gewesen. Damals aber in der kalten Jahreszeit. Jetzt, im Sommer ist dieser weitere Rastplatz rundum blumengeschmückt und lädt mit Tisch und Bänken drinnen zum Relaxen ein.

Nix da. Ich hatte gerade Pause gemacht. Bleibe aber dennoch kurz beim Pavillon stehen, genieße die schöne Aussicht nach Norden, mache ein paar Fotos und fülle meine Trinkflasche, beim hier installierten Trinkwasserbrunnen, auf. Sind ja noch ein paar Kilometer und die Sonne beglückt mich nach wie vor mit ihrer Kraft.
„The only way is down“ texte ich kurzerhand in Gedanken den Hit aus den 80ern um, während ich, weiterhin mit schöner Aussicht, zur Hauptstraße hinunter marschiere. Angekommen beim Friedhof halte ich mich zuerst links und dann gleich wieder rechts. Die Gasse beim Bauhof hinein. Auch hier entdecke ich unter einer Birke eine Rastmöglichkeit in Form einer geschwungen Relaxliege aus Holz. Netter Versuch. Nein!

Weiterhin abwärts erreiche ich dann den „Graben“. So der Name dieses Ortsteils von Kleinmürbisch. Eine Siedlung mit einigen neu erbauten Häusern, Park mit Spielplatz und sogar einem Eishockey- bzw. Eislaufplatz für den Winter. Wie lange der wohl noch genutzt werden kann, bei den aktuellen Temperaturveränderungen, frage ich mich.
Speziell in den milden Wintern des Südburgenlandes. Nun, wenn das eine nicht mehr funktioniert, kann man auf dem Asphalt ja eine roller- oder Skatedisco machen. Wie in den Siebzigern. Im Geiste höre schon Olivia Newton John’s Hit „Xanadu“ aus den Lautsprechern schallen.
Die Gasse hier ist angenehm zu wandern. Die Häuser werfen viele Schatten. Und der Streckenverlauf ist eben bis leicht abfallend. Aber nur bis zu deren Ende. Die Logik des Rundstrecken-Wanderers besagt: „Wo abwärts, auch wieder aufwärts“. Und so ist es dann auch.

Am Ende der Gasse steigt mein Kurs wieder an und die Schatten sind auch wieder weg. Hier wandere ich wieder im Grünen eine lang gezogene Rechtskurve hinauf. Mit abermals schöner Aussicht. Und abermals sagt die Sonne „Hallo“ in Form meines sich erhitzenden „Käpplis“.
Brav trinken und weiter marschieren heißt die Devise. Nach etwa einer Stunde Gesamtzeit und bei Kilometer 3 stoße ich wieder auf die Hauptstraße und halte mich hier links. Nun sollte der letzte Anstieg dieser Tour auch bald geschafft sein. Zumindest sagt das mein Handy.
Am Gehsteig der Hauptstraße entlang wandere ich nach Osten. Weiterhin in Kleinmürbisch. Bis ich nach 200 Metern die Gasse erreiche, in die ich nun rechts hinein abbiegen muss. Um die Ecke noch ein kleiner Anstieg: Geschafft. Und abermals mit tollem Panoramablick, zwischen den Bäumen hindurch, nach Westen. Herrlich.

Jetzt geht es für mich heute endgültig nur mehr bergab. Und auf den folgenden 500 Metern auch durch eine schattige Allee hindurch. So gefällt mir das. Zwischen den Orten Kleinmürbisch und Inzenhof.
Kurz vor Streckenkilometer 4 passiere ich die Ortstafel von Inzenhof und biege etwa 100 Meter danach nach rechts weg. Zwar wäre es geradeaus ebenso nach Inzenhof weiter gegangen, aber diese Route war ich bereits gegangen. Heute ist ein Tag, um neue Wege zu beschreiten. Wie eigentlich jeder Tag.
Eine waschechte Panoramatour
Viel mehr Aussicht gibts fast nicht.
„Dies sind die Abenteuer des Wanderers Günther, der seit 5 Jahren im Südburgenland unterwegs ist um neue Wege zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Günther betritt dabei mitunter Wege, die nie ein Mensch zuvor gegangen war.“ Man merkt nicht, dass ich gerne „Star-Trek“ gucke. Oder?
Aus mit dem Schwafeln. Hier gibt es wieder eine Aussicht zu entdecken. Diesmal nach Nordwesten. Traumhaft. Schnell ein paar schöne Fotos schießen und weiter geht’s abwärts. Der Sonne (oder Inzenhof) entgegen.

Bei Streckenkilometer 4,3 erreiche ich meinen nächsten Abzweiger. Hier muss ich rechts hinunter. Aber … hm. Die Straße geradeaus führt ein Stück weit geschwungen über freies Feld und dann wieder in ein Waldstück. Zwar ein wenig bergauf, aber die „riecht“ nach Panorama. So plane ich kurzerhand um und entscheide mich für den längeren Weg. Quasi meiner „Nase“ nach.

Und ich habe es nicht bereut. Bereits vor dem Waldstück ist das Panorama herrlich und danach, etwa 300 Meter weiter, nach dem Waldstück, noch schöner. Das ist ja eine richtige Panoramatour, die ich mir da unverhofft abgesteckt hatte. Gefällt mir. Durchaus touristentauglich.
Nun marschiere ich wieder nach Inzenhof hinein. In einer Art von „hintenrum“. Durch eine schmale Gasse, steil bergab wandernd und an Hinterhöfen vorbei, erreiche ich wieder die Gasse, die von Inzenhof zum Friedhof hinaus führt. Hier biege ich in entgegengesetzter Richtung, nach rechts ab. Mein Ziel ist das andere „Klerikalium“ – die Kirche.
Die letzten Meter meiner Tour sind nun angebrochen. An der großen Kreuzung (wo die Straße nach Tschanigraben weiter führt), noch schnell ein Foto vom Jesuskreuz. Und von den umliegenden Hügeln. Inzenhof liegt ja wirklich malerisch in einem Tal, von sanft geschwungenen Hügeln umgeben. Und schon wandere ich die Hauptstraße entlang, meinem Ziel entgegen.

Angekommen beim Auto, schaue ich auf meinen Tracker. 1 Stunde 16 Minuten sind vergangen. 5,6 Kilometer und 122 Höhenmeter. Und es hat jetzt, um 17:45, nach wie vor 33°C. ich fühle mich gut. Eine derartige Tortur muss ich zwar nicht täglich haben, aber es war jetzt auch keine lebensgefährliche Herausforderung.
Meine Erkenntnis daraus: Viel trinken, auf Sonnenschutz achten und Geschwindigkeit anpassen. Dann ist auch eine Wanderung bei Hitze machbar. Und am besten bei der Routenplanung auch kühlende Waldabschnitte einplanen.
Und jetzt hol ich mir einen Kaffee. Den hab ich mir verdient!
walkman, 17. August 2024
INFO: Alle 67 Fotos dieser Tour findest du in der Galerie am Titelbild.



































































