Ein kurzes Fenster zwischen zwei Regengüssen blieb uns heute für eine kleine Tour. Und dieses wollten wir nutzen. Vor allem Manuela hatte das Laufband zu Hause schon irgendwie satt. Obwohl es ja supertoll für eine regelmäßige körperliche Betätigung war. „Aber irgendwann ist genug auch genug“, so ihre Worte.
Also nichts wie raus in die Natur. Als Ziel hatten wir uns die Gegend um St. Nikolaus auserkoren. Dieser Ortsteil von Güssing war uns noch fast gänzlich unbekannt. Einzig mit dem Rad waren wir hier einmal durch gefahren. Bzw. ich, in meinem Fall, zwei Mal. Was die Bekanntheit aber auch nicht verbesserte.
TOURDATEN
Distanz: 6 km | Höhenmeter: 51 hm
Schwierigkeit: Leicht
Original-Track: 6,06 km | 75 hm
TIPPS: Nur an und nach trockenen Tagen empfehlenswert (Sumpfgebiet). Trinkflasche nicht vergessen!
Unsere Route führt uns heute durch St. Nikolaus nach Glasing und retour. Und schon beim Parkplatz suchen hatten wir ein kleines Problem. Hier sind keine Parkplätze. Bei der Wohnsiedlung, gleich an der Ortseinfahrt findet man zwar einige, aber hier läuft man Gefahr, als Nichtbewohner, eine Anzeige zu erhalten. Also keine gute Idee. Die Bushaltestelle gleich danach ist da auch um nichts besser.
Also durch den Ort durch, entlang unserer Route. Ein wenig außerhalb des Ortes finden wir dann eine Möglichkeit, bei einem Holzlagerplatz. Hier stören wir niemanden und es ist genug Platz für das Holz und unser Vehikel. Von hier aus haben wir auch gleich eine schöne Aussicht auf die Burg. Na bitte, wer sagts denn.

Wobei uns die Burg jetzt eigentlich weniger interessiert. Wandern wollen wir. Und das nehmen wir auch gleich in Angriff, nachdem wir uns wetterfest angezogen, das Auto versperrt und unsere Tracker auf „On“ gestellt hatten. Los geht’s. Auf nach Glasing.
Unser gewählter Weg führt uns den alten Güterweg entlang, halbhoch am Hügel zwischen den beiden Orten entlang. Von hier aus hat man einen schönen Blick über das darunter liegende Stremtal. Bzw. hätte man. Am heutigen verregneten Tag ist die Aussicht eher bescheiden. Aber zumindest geht’s bei uns flott dahin.
Nach einem kurzen nicht erwähnenswerten Anstieg geht es bis Glasing stetig bergab und schon nach etwa 23 Minuten passieren wir, vorbei am Hochwasserbehälter, die Ortstafel. Ein Werbeschild verkündet uns, dass der „Mondschein“ Buschenschank offen hat. Heute den letzten Tag. Aber der liegt etwas weiter oben am Berg. Nein, das ist nicht unsere Richtung. Die führt dazu gegenteilig links runter ins Tal.

Hier stoßen wir auch auf unser erstes Highlight. Eine hölzerne Statue der Jungfrau Maria, mit dem Jesuskind im Arm. Gefällt uns. Echtes Kunsthandwerk. In Lebensgröße. Oder darüber hinaus. Als ich mich, für ein Foto, daneben stelle überragt mich Maria. Ob die Menschen damals größer waren? Wir werden es nie erfahren.
Weiter geht es bei uns die Gasse zur Hauptstraße hinab. Hier, beim Gasthof „Silberner Hirsch“ müssen wir links abbiegen. Das Wirtshaus selbst wirkt wie ein typischer Dorfgasthof. Die verblichene, blassrosa Farbe an der Fassade lässt uns aber rätseln. Hat er noch offen? Oder schon für immer zu? Das werden wir noch erkunden. Heute jedenfalls, hat er zu.
An der Bundesstraße entlang, Richtung Güssing spazieren wir aus dem Ort hinaus. Eine Schar Gänse erregt unsere Aufmerksamkeit. Aber dem plötzlich einsetzenden Schnattern nach zu urteilen dürfte es eher umgekehrt gewesen sein. So ganz sind wir ihnen nicht „koscher“, wie wir hier mit unseren Handys stehen und Fotos von ihnen machen. Sie ergreifen auch gleich die Flucht in einen hinteren Bereich des Gartens. Unser Hinweis „Chillax!“, fruchtet auch nicht. Wir können halt kein „gänsisch“.
Was heisst „Chillax“ auf gänsisch?
Das weiss nicht mal wikipedia …
An der Ortstafel vorbei wandern wir aus Glasing hinaus. Zu unserer Linken entdecken wir noch einiges weitere „Getier“. Schafe, Ziegen, Hühner, Enten, Gänse – ein ganzer Streichelzoo voll. Hier scheint das Leben eines ursprünglichen Bauernhofs noch gelebt zu werden. Und dahinter Holz. Viel Holz. Eine ganze Menge. Meterhoch gestapelt. Und dem Geräusch der Maschinen nach, die gerade zu uns herauf tönen, scheint hier gerade Scheitholz geschnitten zu werden.

In weiter Ferne sahen wir von hier aus die Burg Güssing. Das war unser Stichwort für eine kurzfristige Foto-Session. Manuela und die Burg. Witzigerweise stand aber genau mittig hinter Manuela ein Baum, der erst bei nachträglicher Begutachtung die Komik eines der Fotos preisgab. Wir haben und beim Betrachten köstlich amüsiert.
Unsere weitere Route sieht nun vor, ein Stück weit an der Bundesstraße entlang zu wandern um dann nach links, in einen Feldweg, einzubiegen. Was bei Streckenkilometer 2,4 auch der Fall war. Jetzt geht es nach ca. 33 Minuten Wegzeit weg von der Straße und über den Feldweg zurück nach Glasing.
Zumindest war das unser Vorhaben. Allerdings erblicken wir auch die kleinen Seen, die sich auf den Wiesen nahe der Strem unten gebildet hatten. Zunächst hatte es den Anschein, als seien diese sowieso ein Stück tiefer liegend als unser auserkorener Weg. Jedoch stellte sich in weiterer Folge heraus, das auch der Weg stellenweise ganz schön durchnässt bis überflutet war.
Was nun? Hier weiter gehen war nur eine bedingte Option. Zu tief war der Boden und Manuelas Schuhe nicht wasserdicht.
„Hier gehe ich sicher nicht weiter!“
Eine Frau. Ein Wort.
Ihre unmissverständlichen Worte ergaben keinen Spielraum. So wichen wir zunächst großflächig über die nicht geflutete, höher liegende Wiese aus. Eine Vorausschau auf den weiteren Wegverlauf lies aber keine sichere Aussicht auf einen weiterführenden trockenen Weg zu.

„Du kannst ja den Weg weiter gehen, aber ich gehe wieder zur Straße rauf.“
Abermals unmissverständlich und auch verständlich. Etwas weiter vorne führte ein Weg wieder zur Straße hinauf und wir hatten keine Ahnung, wann es die nächste Möglichkeit dazu gab. Allerdings wollte ich selbst dem geplanten Verlauf folgen. Risiko eben, wie es in meiner Natur steckt.
Wir beschlossen uns hier zu trennen. Manuela ging die trockene Straßenvariante zurück und ich nahm die nasse Herausforderung an. Als Treffpunkt hatten wir eine uns bekannte Wegkreuzung in St. Nikolaus vereinbart. Und schon waren wir, nach einem Abschiedsbussi, auf unseren Wegen unterwegs.
Zurück auf meiner Route blieb es zunächst durchaus trocken und begehbar. Hin und wieder trat ich mit dem typischen „Schmatzen“ auf Gras mit Wasser darunter. Sofern es dabei blieb, sollte aber eine Begehung kein Problem sein. Halbhoch links, am Hang über mir, graste gerade gemütlich eine Herde Schafe in ihrer Koppel. Und zu meiner Rechten lag das brachliegende Sumpfgebiet entlang der Strem.

Durchtränkt von Lacken und kleineren Seen und mit kreuz und quer wachsenden Bäumen. Einige davon vom letzten Unwetter geknickt. Ein bizarr-schönes Bild, wie es nur die wilde, freie Natur gestalten kann. Vor mir hatte sich ein Baum über meinen Weg gelegt. Aber netterweise nicht ganz am Boden.
Im Gegenteil, als wollte er einen Durchgang frei lassen, hatte sich der Stamm bei etwa drei Metern Höhe, mit seiner Krone über den Weg, abgeknickt. Und lies gerade mal so viel Platz frei das ein Mensch aufrecht hindurch gehen konnte. Dieses Angebot nahm ich natürlich dankend an. Aber nicht ohne skeptisch auf den Stamm über mir zu achten, um beim geringsten Geräusch oder Bewegung nach vorn zu sprinten.
Was aber nicht passierte. Nach dem Stamm stand ich wieder vor einem See. Hier war der Weg wieder vollkommen überflutet und ich musste abermals großflächig ausweichen. Diesmal mehr als zuvor. Nach diesem letzten „Gewässer“ hatte die Seenlandschaft aber hier ihr Ende.

Oberhalb von meinem Standpunkt, am Hügelkamm, erhob sich die Kirche von St. Nikolaus, inmitten von weiteren Häusern des Ortes. Zeit für neue Fotos. Und vor mir sah ich auch schon den Weg, den ich links weg, wieder zur Straße hinauf gehen wollte.
Aber auch geradeaus führte dieser Weg weiter. Dieser Verlauf war aber auf der Karte im Web nicht verzeichnet. Ich wog ab. Zeit gegen Risiko. So weit konnte er ja nicht mehr weiter führen, weiter vorne war ja bereits die Umfahrung von Güssing. Und unter dieser waren Wildgehege mit vielen Rehen, Hirschen und mehr. Vielleicht würde ich ja bei so einem vorbei kommen? Das Risiko war es mir wert.
Also geradeaus weiter. Durch ein kleines Waldstück hindurch und schon blickte ich zu meiner Rechten auf das Gebiet der Gehege. Die hier allerdings doch in einiger Entfernung lagen. Und von hier aus war kein Wild zu sehen. Jedoch führte auch kein sichtbarer Weg dorthin. Nein, hier sprach das Risiko und die Zeit dagegen. Ich wollte Manuela nicht zu lange warten lassen und einen Weg durch unbekanntes Sumpfgebiet suchen? Nein auch danach stand mir nicht der Sinn.

Also weiter dem Wegverlauf folgen. Die Burg Güssing thronte nun schon nahe über mir. Ich war also mittlerweile durch ganz St. Nikolaus durch und im Stadtgebiet von Güssing selbst angekommen. Diesem Umstand Tribut zollend beschleunigte ich meine Schritte, so gut es ging, auf dem feuchten Wiesenweg hier um Manuelas Wartezeit zu verkürzen und nicht zu viel schlechtes Gewissen zu bekommen.
Ah, hier nun links hinauf. Der Weg vor mir beschrieb eine gatschige Schleife nach links oben, um danach in die Wohnstraße der Siedlung zu münden. Nun hatte ich wieder eine exakte Standortbestimmung. Vorsichtig bergauf über glitschigen Gatsch schaffte ich es, ohne mich „auf den Popsch zu setzen“, zur Straße.
Aber jetzt hurtig, hurtig sprach ich mir selbst Motivation zu. Der restliche Weg war nun vollständig auf Asphalt zu absolvieren und keine Gefahr mehr für „Gatsch küssen“ vorhanden. Und nach 1:15 h Wegzeit bzw. ca 4,7 Kilometern war ich wieder auf der Hauptstraße angekommen und marschieret diese mit schnellen Schritten, Richtung unseres Treffpunkts.

Vorbei an der Wohnsiedlung, an den Häusern von Güssing und an der Ortstafel, die mir verkündete, dass ich mich wieder im Ortsgebiet von St. Nikolaus befand. Kurze zeit später an der Kirche und dem Kriegerdenkmal vorbei. Hier schnell ein paar Fotos fürs Album schießend, ohne lange stehen zu bleiben.
Der weitere Weg verlief hier unspektakulär und bei meinem Streckenkilometer 6,65 war ich wieder bei Manuela angekommen. Auch bei ihr gab es keine besonderen Vorkommnisse und so schlossen wir nahtlos an den Spirit an, wie wir uns vor etwa 45 Minuten getrennt hatten. Für das miese Wetter relativ gut gelaunt nahmen wir den finalen Teil der Wanderung gemeinsam in Angriff.
Der ziemlich kurz war. Bereits 500 Meter später, oder insgesamt 6,06 km (in meinem Fall) waren wir wieder beim Auto angekommen.
„Wohin fahren wir auf den Tour Abschluss Kaffee?“
„Hoffmanns?“
Gesagt getan. Auf nach Güssing ins Cafe Hoffmanns am Hauptplatz.
Schön war’s, wenn auch das Wetter besser sein hätte können. Unserer guten Laune tat dies keinen Abbruch.
walkman, 15. März 2025
INFO: Alle 52 Fotos dieser Tour findest du in der Galerie am Titelbild.




















































