Das Faludital am Fuße des Geschriebenstein hat einiges zu bieten. Nicht nur den bekannten Badesee. Unter anderem auch den gefühlt größten Vogelkäfig der Welt. Und diese beiden Attraktionen wollten wir uns heute ansehen. Und wenn wir schon mal da sind, dann schauen wir uns auch gleich das – auf Maps entdeckte – „Öde Schloss“ im Wald an. So, unsere Idee. Wenn schon, denn schon.
Zugegeben – meine richtigen Wanderungen sehen mittlerweile von der Länge her anders aus. Aber diese kürzere Strecke, sollte heute ja auch so sein. Nachdem wir ein paar Tage zuvor, gemeinsam die Ringwarte in Hartberg – mit über 400 Höhenmetern – erklommen hatten, wollten wir es heute gemütlicher angehen. Da war diese Tour genau das Richtige.
Den Startpunkt der Strecke bildet der Parkplatz beim Badesee. Gleich hinter dem Staudamm gelegen, sind hier genügend Parkmöglichkeiten für den PKW. Am Weg hierhin passierten wir auch das Wärterhäuschen. „Wir möchten nur wandern.“ Mit diesen Worten war auch ein eventueller Obolus für das Parken unseres Vehikels erledigt. Die freundliche Wärterin, lies uns anstandslos passieren.
Los ging‘s. Zunächst auf der rechten Ufer-Seite des Sees entlang. Richtung Norden. Als erstes Highlight stand jetzt mal die riesige Holzkonstruktion des Vogelparadieses am Programm. Und keine 10 Minuten Fußweg später, waren wir auch schon hier angekommen. Gleich hinter dem Badesee erhebt sich dieser mächtige Turm über die Baumwipfel. Viele Info-Tafeln, ein Labyrinth und ein kleines Café samt Schanigarten runden den Touristen-Magneten ab.
Jedoch gibt es das Spektakel nicht umsonst. Der monetäre Beitrag hält sich mit 6,- Euro für Erwachsene (und 4,- für Kinder) aber in Grenzen. Wir bezahlten und machten uns auf den Weg hinauf. Barrierefrei, versteht sich. Das bedeutet hier so viel wie: Im Kreis gehen, bis der Weg endet. Nach oben.
Für uns ist dieser Weg bzw. das zu Bestaunende, aber eher enttäuschend. Gerade mal ein Vogel – auf obigem Bild – ist zu sehen. Der uns aber, als wolle er sich für diesen trostlosen Umstand entschuldigen, ein klangvolles Ständchen trällert. Süß ist er schon, aber irgendwie kommt er uns auch traurig vor. Der kleine, einsame Vogel im „Paradies“. Einen Weiteren entdeckten wir noch beim Raufgehen. Aber in Summe, für etwas das als „Vogelparadies“ beworben wird, viel zu wenig.
Was allerdings wirklich toll ist, ist die Konstruktion an sich. Der 22 Meter hohe, imposante Turm, hat was. Eine geniale Konstruktion. Und oben angekommen bietet der Holzturm auch eine tolle Aussicht. Das entschädigt dann doch ein wenig für das weitgehend leere Paradies. Die freundliche Dame im Café erklärte uns die Abstinenz der Bewohner mit der aktuellen Hitze. Aber irgendwie können wir das nicht glauben. Wo wären sie denn hingeflogen während der Hitze? Können ja nicht raus aus dem Käfig.
An und für sich hat dieses Paradies ja, unserer einhelligen Meinung nach, auch etwas Sadistisch-Zynisches für die Bewohner. Da steht der Turm mitten in der Natur und die, durch ein Gitter von der Freiheit getrennten, Bewohner müssen mitansehen, wie die Kollegen draußen fröhlich vorbei fliegen. So gesehen hat diese Attraktion für uns auch einen makaberen Preis. Nein, nicht den in Euro.
Wir fühlen uns nun fast ein wenig schuldig, unseren Beitrag für die Gefangenschaft in Form des Eintritts geleistet zu haben. Und sind an dieser Stelle dann doch wieder froh, dass wir nur 2 Insassen erblickt haben. Andererseits ist der Käfig wiederum riesengroß und sicher artgerecht. Aber es bleibt eben, was es ist: Ein Käfig.
Sei es, wie es sei. Wir werden diesen Umstand heute nicht ändern können. Und auch zum Verbessern der Welt fehlt uns die Zeit und die Muße. Als ob wir das ändern könnten. Was wir aber verbessern können, ist unsere Gesundheit. Also bewegen wir unseren werten Hintern wieder weiter. Noch schnell ein paar Fotos vom höchsten Punkt des Turmes.
Und schon sind wir wieder hinunter unterwegs. Was wir uns auch fragen: Hat tatsächlich jemals ein Rollstuhlfahrer den Weg hier herauf angetreten? Barrierefrei wäre er ja, aber mit Sicherheit auch kräfteraubend, diese stetige Steigung nur mit der Muskelkraft der Arme zu bewältigen. Chuck Norris?
Während dessen waren wir nun wieder am Boden angekommen und setzten unsere Wanderung fort. Unser nächstes Ziel war die, als „Ödes Schloss“ auf der Landkarte abgebildete, Sehenswürdigkeit. Was genau das sein sollte – davon hatten wir nicht die geringste Ahnung. Ein Schloss eben. Und öde? Klingt nicht gerade verlockend. Aber hallo: Immerhin ein Schloss!
Sei‘s drum, es waren wieder ein paar Kilometer, die unserer Gesundheit zuträglich waren. Der Weg hinauf zum Schloss führt über einen geschwungenen Schotterweg. Alternativ kann man sich hier auch für einen Pfad durch den Wald entscheiden. Zumindest für den letzten Kilometer. Wir aber bleiben am Schotterweg und wollen die „offizielle“ (angenehmere) Strecke rauf gehen.
Ein Wegweiser nach rechts, von der Straße weg – auf dem Holzpfeil steht „Ödes Schloss“ – sagt uns, das wir diesen Weg nun, nach etwa 2 Kilometer stetigem Anstieg, verlassen müssen und wir folgen brav. Auf einem Pfad quer durch den Wald gehts über Stock, Stein und Gräben zum Schloss. Und keine 10 Minuten später sind wir auch schon hier.
Ein, vor langer Zeit errichteter, künstlicher Hügel. Beziehungsweise derer Mehrere, wie wir beim näheren Hinsehen erkennen. Dazu eine alte Mauer, deren Überreste zwischen viel Natur kaum noch zu erkennen sind. Ein Burggraben. Und – dort wo vermutlich früher das „Schloss“ öde in der Landschaft thronte – eine Sitzgarnitur und eine Infotafel.
Das ist also das „Öde Schloss“. Es wird seinem Namen zu 100% gerecht: Öde.
Aber, mal abgesehen von der Tatsache das hier weit und breit nicht mal annähernd ein Gebäude, geschweige denn ein Schloss, zu sehen ist, ist der Platz wirklich nett. Wenn man die Natur mag. Und einen Hang zur Mystik hat.
Wer mag dieses Schloss erbaut haben? Warum mitten in der Natur, weit weg von Straßen oder Zufahrtswegen? Was war der Zweck dessen? Mit diesen und anderen Fragen verbringen wir eine nette Diskussionsrunde bei der Bank und lassen uns in die Magie des Ortes fallen. Hat was.
Die Antworten bleiben wir uns selbst schuldig. Auch die auskunftsfreundliche Info-Tafel befriedigt unsere Neugier nur bedingt. Also gehts, nach dieser Pause, weitgehend unwissend aber ausgerastet nun weiter, den Pfad zurück bis zum Schotterweg.
Vorbei an Hochsitzen und Ameisenhaufen. Ja sogar eine neue Sense hängt hier amüsanterweise an einem Baum. War er hier? Der Sensenmann? Kauft der bei Obi ein? Oder doch bei Hornbach? Wir werden es nie erfahren.
Zurück am Schotterweg führt uns die Route nun rechts weiter, noch ein Stück bergauf. Am Wegesrand blüht die Natur und Schmetterlinge tummeln sich in der schwächer werdenden Sonne des ausklingenden Sommers. Ja sogar eine Eidechse bekommen wir zu sehen. Die natürlich auch ins Handy muss. Dank (nicht ganz so scharfem) Zoom.
Am höchsten Punkt angekommen breitet sich jetzt hinter den Bäumen Rechnitz und das Faludital aus. Einen ausgewiesenen Aussichtspunkt gibt es hier zwar nicht, aber zwischen den Bäumen hindurch ist durchaus einiges zu erkennen. Ab und zu gibts auch richtige „Fotoschneisen“, wo keine Bäume die Sicht beeinträchtigen. Und natürlich einige weitere Bilder Pflicht sind.
Schön. Gefällt uns. Ein paar Meter weiter gehts aber auch schon wieder weg von diesem Weg. Der, von uns auserkorene, weitere Streckenverlauf führt nun über einen Waldweg wieder hinunter. Wir haben ihn erst auf den zweiten Blick erfasst, nachdem wir daran vorbei gelaufen sind. Aber dank des Handys war unser Navigationsfehler rasch erkannt und korrigiert.
Hier gehts schön bergab. Mit schnellen Schritten wandern wir über den, mit groben Steinen gespickten und teils ausgewaschenen, Waldweg zurück ins Tal. Am, uns Gegenüberliegenden, Hang erblicken wir ein Rudel Rehe, die uns zuerst neugierig mustern, um dann flink hüpfend im Gehölz zu verschwinden. Natur pur. Herrlich.
Auch die Waldluft „schmeckt“ uns. Der Powerstoff mit Sauerstoff. Schlafen werden wir heute Abend sicher gut. Und ehe wir es uns versehen, lichtet sich der Wald auch schon vor uns. Vorbei an einer – wie wir vermuten – alten Schleuse, treten wird wieder aus dem Wald heraus. Und der Badesee liegt wieder vor uns.
Hier halten wir uns rechts und wandern am – im Gegensatz zum Anfang der Tour am gegenüberliegenden Ufer, wieder zum Ausgangspunkt zurück.
Das war jetzt nicht unbedingt die sensationelle Tour. Aber das haben wir ja auch nicht erwartet. Ein schönes Stück Natur. Gute Waldluft. Das wollten wir. Und ein ödes Schloss. Das gab‘s immerhin dazu. Was will man mehr.




































































































