Wer die Herausforderung sucht, ist mit dieser Tour gut beraten. Einmal den höchsten Berg des Burgenlands erklimmen, am Gipfel stehen und die Aussicht genießen. Auf dieser Tour mit 23 Kilometern und 710 Höhenmetern geht das.
Diese Tour hatte ich mir schon seit einigen Monaten vorgenommen. Quasi als „ersten Ritterschlag“ zur „Lifestyle-Modification“, wie es so schön in Neusprech heißt. Und nachdem ich, seit Jahresbeginn, bereits einige Kilometer mehr in den Beinen, und einige Kilo weniger am Körper, hatte, fühlte ich mich nun bereit dazu.
Schon bei der Anfahrt stieg meine Lust auf die beiden Gipfel, die man immer wieder im Blickfeld hat, merklich an. Majestätisch hebt sich das Massiv des Geschriebenstein vom Rest der Landschaft ab, als wolle es sagen „mich musst du dir verdienen“.Und das wollte ich. Unbedingt. Ein Parkplatz für das Auto war in Rechnitz, bei der Schule (Schulgasse), schnell gefunden. Hier sind genügend kostenlose Parkplätze, alleine schon wegen den umliegenden Wohnsilos, vorhanden.
Die Strecke führt zunächst durch den Ort Rechnitz. Vorbei am (weltweit einzigartigen?) Bachblüten-Kraftpark über den Hauptplatz und den beiden schönen Kirchen. Beide wurden von mir natürlich aus allen Winkeln für die Nachwelt etliche Male fotografiert. Weiter gehts, die Straße durchs Faludital, nach hinten, Richtung Badesee.
Hier kommt man auch beim Wandererkreuz und der Vinothek Reichermühle (mit Museum) vorbei. Fast übersehen hätte ich hier auch ein schönes Fleckerl abseits der Straße. Ein Fischteich mit schönen Holzschnitzereien beim Eingang. Links und rechts am Eingang scheinen die zwei hölzernen Adler das Areal zu bewachen.
Am Stau- oder Badesee, wie immer man ihn nennen mag – beides ist korrekt – angekommen, gehts diesen zunächst am Ufer entlang. Der See an sich hat auch etwas Besonderes. Malerisch fügt er sich in die umliegende Landschaft ein, als sei er schon immer hier gewesen. Kaum zu glauben, dass dieser künstlich aufgestaut wird.
Und ja, natürlich sieht man es an der Staumauer, aber von der anderen Seite wirkt er perfekt ins Bild passend. Hier sind zu Saisonzeiten übrigens auch einige Möglichkeiten zum Imbiss oder zur Rast gegeben. Und natürlich auch die Option ins kühle Nass hinein zu springen, wem’s danach ist.
Aber ich hab heute etwas Anderes vor. Also kein Imbiss, kein Planschen. Rauf will ich – am Gipfel. Gleich hinter dem See befindet sich, weiter am Weg, das Vogelparadies. Der imposante Holzturm ist auch einen eigenen Besuch wert, aber das hatte ich ja bereits bei einer anderen Tour, zum „Öden Schloss“, gemacht.
Weiter gehts, am Paradies vorbei, ins Hintertal. Die Strecke beginnt hier aber bereits auch langsam anzusteigen und führt auf diesem Teil der Tour auf durchwegs gut beschilderten Wegen stetig bergauf. Highlights, abseits von wundervoller Natur, gibts hier weiter keine und auch keine Sitzmöglichkeiten. Durchhalten ist hier das absolute Stichwort.
„Der Weg ist das Ziel“, ums mit dem griechischen Philosophen Homer zu sagen.
In etwa ab Kilometer 6 lichtet sich ab und zu der Wald und gibt einen Vorgeschmack auf den Gipfel frei, in Form von atemberaubenden Panoramen. Das eine oder andere Foto fand hier auch bei mir den Weg ins Handy. Aber noch war ich ja nicht oben. Je weiter der Weg, desto schmaler die Wege. Und auch die Schwierigkeitsstufen steigen.
Mal ausgewaschen, mal stark bewachsen und mit wesentlich steileren Abschnitten als zu Beginn, spürt man den nahenden Gipfel auch in den Knochen. Ich bin bis etwa Kilometer 8 der vorgegebenen Route anstandslos gefolgt. Dann allerdings, wollte ich einen der steilen Trampelpfade, die zwischen den Schotterwegen angelegt sind, meiden und entschied mich die längere, aber angenehmer zu gehende, Schleife des Schotterwegs in Kauf zu nehmen, um dann später wieder auf die vorgegebene Route zu treffen.
Das war keine falsche Entscheidung, wie man an obigem Bild erkennen kann. Hier ist ein richtig toller Fotopunkt. Und ein traumhaftes Panorama. Hinter vorgelagerten geschwungenen Hügeln sieht man weit bis nach Ungarn rein. Herrlich.
Etwa 100 Meter nach diesem Fotopunkt und nach der Kehre sah ich einen Feldweg rauf gehen Richtung Gipfel. Dieser war zwar nicht auf der Karte verzeichnet, aber zu verlockend, um ihn nicht zu gehen. Also den Feldweg rein und steil bergauf zum begehrten Etappenziel. Dachte ich mir. War dann aber nicht so. Nach einigen Metern erblickte ich eine Menge Äpfel am Boden liegend. Und etwas davon entfernt einen Hochsitz. Der ehemalige Bauernbub in mir kombinierte schnell mit dem Ergebnis: Wildschweine. Hier ist ein Futterplatz. Ups. Also schnell den Weg weiter. Aber … was für einen Weg? Die bis hier klar ersichtlichen Spuren von Geländewagen und Co. verschwanden im Nirgendwo, reduzierten sich zu einem Trampelpfad. Der aber sichtlich nicht von Menschen stammte. Wieder „Ups“. Was nun?
Den ganzen Weg, also geschätzte 40-50 Höhenmeter wieder zurück gehen, bis zum Schotterweg? Laut Navi am Handy war es nicht mehr weit zum Gipfel. Oder weiter bergauf, die Luftlinie zum Gipfel, quer durchs Gemüse suchend. Ich entschied mich für Letzteres. Und das schnell.
Meine Nase witterte den unverkennbaren Geruch von Wildschweinen, die sich offensichtlich in meiner unmittelbaren Nähe aufhalten mussten. Also kämpfte ich mich durch das Gebüsch. Zwischen hohem Gras und Brombeerstauden hindurch. Schritt für Schritt. Meter für Meter. Nun gab es kein Zurück mehr. Aber es war so wie am Handy angegeben. Nicht allzu lange später konnte ich, übers hohe Gras hinweg, bereits den Aussichtsturm erkennen. Juhu!
Die letzten Meter waren dann, trotz steigender Anzahl an sperrigen Gebüschen, nur mehr Formsache. Der „Rambo“ in mir suchte sich den Weg durch die Wildnis. Und trat bald darauf auf die gepflegte Wiese beim Aussichtsturm. „Ein kleiner Schritt für mich, aber ein großer Schritt für mein Ego.“
So ähnlich fühlte ich mich beim Betreten der Lichtung am Gipfel. Ich hatte es geschafft. Ich war oben! Aber nicht nur ich. An die 20 Touristen tummelte sich an diesem schönen Septembertag hier oben. Und einige sahen verdutzt in meine Richtung. „Der Mann der aus dem Walde kam ….“
Es war gar nicht so einfach, den geeigneten Moment für das Titelbild abzuwarten, ohne Touristen am Bild, aber ich habs dennoch irgendwie geschafft. Geduld ist ja wahrlich nicht meine Stärke. Für mich stand jetzt erstmal Pause am Programm. 20 Minuten, eine Banane, eine Topfengolatsche und eine Zigarette später (jaja, das Laster), stand für mich das Sahnehäubchen am Programm: Der Aussichtsturm.
Die enge Wendeltreppe rauf war schnell überwunden und ich genoss mit etlichen Fotos das atemberaubende 360° Panorama am höchsten Punkt des Burgenlands.
Oben! Zu Fuß! Geschafft!
Das genoss ich jetzt erstmal. Mit vielen, vielen Fotos. Neu war es für mich ja nicht. Hier oben bin ich bereits drei Mal gestanden. Aber niemals so weit zu Fuß. Etwa 30 Minuten Fußmarsch von hier ist ja der Parkplatz an der Bundesstraße, von dem man auch bequem hierher spazieren kann. Den Gipfel jedoch zu Fuß zu erklimmen – das war meine eigene, höchstpersönliche Premiere, auf die ich in diesem Moment unendlich stolz war.
Und dennoch war das ja heute nur ein Etappenziel. Auch der zweite Gipfel am Geschriebensteinmassiv wollte noch besucht werden. Der Hirschenstein. Also ging es nach diesem ersten Erfolgserlebnis wieder weiter. Die Wegstrecke zum, bereits erwähnten, Parkplatz an der Bundesstraße bei der Passhöhe ist angenehm und relativ eben.
Immer wieder kommt man an Bänken und an beschilderten, künstlich angelegten Steinformationen vorbei. Der Steinlehrpfad – eine nette Idee. Und auch Bildung, für jenen der’s lesen mag. Ich entscheid mich gegen das Rasten und schritt meine Tour weiter. Es war mittlerweile schon 16 Uhr und das Wetter schien, wenn man die dunklen aufziehenden Wolken am Himmel betrachtete, nicht gerade stabil zu sein.
Also weiter. Zügig. Den großen Parkplatz, mit dem Landesdenkmal, an der Bundesstraße, querend gehts auf der anderen Seite wieder in den Wald rein. Das Lokal hier oben beim Parkplatz, als „Ranch“ oder Steakhouse bekannt gewesen, scheint übrigens schon seit einigen Jahre geschlossen zu sein?!? Auch jetzt war es zu.
Die Route führt nun auf angenehmen, weitgehend ebenen Waldwegen durch das Geschriebensteinmassiv. Mir sind hier zwei besonders schnelle Mountainbiker und eine sichtlich gut gelaunte Familie begegnet, ansonsten war ich ganz alleine mit mir und den unendlich vielen Bäumen.
Etwa eine gute Stunde später kam ich zum „Kreisverkehr“ im Wald. Ja auch sowas gibts hier. Einige Wege die von diesem Punkt aus weiter führen mit einer Tafel, deren Kennzeichnungen jener eines Kreisverkehrs entspricht. Aber „blinken beim Verlassen“ ist hier natürlich nicht Vorschrift.
Das letzte Stück zum Hirschenstein ist wieder von der Sorte: steiler ansteigend. Für mich war es mühsam mit einigen Verschnaufpausen. Hatte ich ja nun bereits etwa 15 Kilometer in den Füßen und über 600 Höhenmeter. Und mit diesem Anstieg hatte ich auch nicht gerechnet. Auf der hochoffiziellen, vom Tourismusverband zur Verfügung gestellten Route im Web, führt die Route nicht mal ganz zum Sender, obwohl dieser als Teil der Strecke beschrieben ist. Die biegt bereits beim Kreisverkehr ab, was zur Folge hat das die Höhenmeter, die ich hier nun abstrampelte, nirgendwo vorab zu sehen sind.
Aber zumindest hatte ich sie am Tracker. Sei‘s drum, ärgern bringt jetzt auch nix mehr. Und schlussendlich lag das auch alles hinter mir, als ich den majestätischen Sender erblickte. Mitten in der Pampa. Hightech pur. Und ein Gipfelkreuz. Genial.
Aussicht darf man hier aber keine erwarten. Aber dafür eine Bank-Tisch-Kombi. Und die nutzte ich für eine weitere Banane, viel Wasser und eine weitere Zigarette. Tja, wieder die Gewohnheit … Die Sendeanlage ist aber sehenswert. Tipp-Top gepflegt und nach wie vor in Betrieb. Ferngesteuert und fernüberwacht, wie mir das Info Schild verkündete. Und sogar mit einem Diesel-Notstromaggregat ausgestattet für den Fall eines Stromausfalls.
Also Radio und Fernsehen scheinen sehr, sehr wichtig zu sein. Da werden sichtlich keine Kosten und Mühen gescheut. Für mich lag nun der angenehme Teil der Tour vor mir. Der Abstieg. Bergab. Juhu. Aber es war auch an der Zeit diesen anzutreten. 17 Uhr, es begann zu dämmern. Die nach wie vor drohende Wolkendecke tat das ihrige zu meiner Motivation und das schwächer werdende Sonnenlicht noch einen extra Kick.
Hier wollte ich aber wieder nicht die vorgegebene Route gehen. Das würde heißen die gleiche Strecke bis zum Kreisverkehr retour. Und ich mag es nicht Strecken zweimal zu gehen. Ich mag schöne abgeschlossene Runden auf meinem Streckenbild sehen. Also ging ich eine Schleife. Zunächst den Weg Richtung Althodis, um ein wenig später wieder links abzubiegen. Und bald war ich wieder auf der vorgegebenen Route.
Was auf diesem Abschnitt zu erwähnen wäre: Dieser ist Teil der Mountainbikestrecke am Geschriebenstein, und hier gehts ganz schön steil bergab.
Die Route führt hier nun stetig bergab durch den Wald, auf diesem Wegabschnitt meist auch auf breiten Schotterwegen. Und dann kommt schon das nächste Highlight: Ein Gebäudekomplex mitten im Wald in typischer „Lost Place“ Manier. Die ehemalige Lungenheilanstalt Hirschenstein.
Unheimlich. Das wäre auch ein perfekter Drehort für einen Grusel- oder Horrorfilm. Mitten im Wald verwittert sie vor sich hin. Teils Verwachsen. Vergittere Fenster und verrostete Geländer. Aber irgendwie genial zum Ansehen. Weil betreten darf der Komplex nicht werden. Eine Tafel weist darauf hin: Privatgrund. Betreten verboten. Unter Androhung einer Besitzstörungsklage bei Zuwiderhandlung. Aber Fotos machen geht. Viele Fotos!
Das letzte Highlight dieser Tour lag nun hinter mir und vor mir noch etwa 7 Kilometer Strecke. Und es dämmerte. Also zügig weiter. Richtung Rechnitz retour. Diese Kilometer sind zwar vom Gehen her, weit einfacher als der Aufstieg. Aber haben auch ihre Tücken. Bei den Weggabelungen stets darauf achten den richtigen Weg zu nehmen. Und den zu erkennen ist an manchen Passagen gar nicht so einfach. Wäre schön hier die Strecke vielleicht etwas besser zu markieren.
Ich bin mich einmal vergangen und dann, zwei Kilometer später, wieder links abgebogen, um auf die Route zurückzukommen. Meine Route führte bei diesem Abschnitt eben halbhoch am Kamm durch den Wald, anstatt – wie vorgesehen – am Bach entlang. Sei‘s drum, angenehm zu gehen, war es jedenfalls.
Aber es zieht sich. Ein wenig monoton. Rechts der Wald. Links der Wald. Unten der Bach. Kilometer für Kilometer. Ab Kilometer 15 bemerkte ich auch, dass mein rechter Schuh drückte. Ab Kilometer 17 bekundeten meine Beinmuskeln, das die Anstrengung dieser Tour mehr als üblich war. Und ab Kilometer 20 sagte mein Rücken und Nacken „jetzt reichts langsam“.
Aber ich schaffte es. Kurz bevor man wieder die Zivilisation erreicht, ist noch im Wald eine letzte Steigung zu bewältigen. Aber am Ende dieser, tritt man aus dem Forst heraus und nach Rechnitz rein.
Der letzte Kilometer ist dann nur mehr Formsache. Oder besser gesagt: Geduldssache. Durch die Gassen des Ortes hindurch zurück zum Ausgangspunkt. In meinem Fall war das um 19:30h. Es war geschafft. Mir tat zwar so ziemlich alles weh, aber ich war unendlich stolz diese Strecke bewältigt zu haben. Quasi „Tot aber glücklich“.
Zu Hause sollte ich noch fest stellen, dass ich 960 Fotos geschossen hatte, weit über meinem üblichen Pensum, das ja mit etwa 500 auch nicht ohne ist. Und immerhin haben es ca 170 davon hier rein geschafft. Also, viel Spaß mit den Bildern und noch mehr Spaß beim Nachgehen. Es lohnt sich.






































































































































































